Zwei auf dem Weg, liebe Gemeinde. Ohne Illusionen. Was sie gehofft haben, was sie geglaubt, worauf sie gesetzt haben – ist zerbrochen. Sie treten den Rückweg an. Weg vom Ort, an dem die Welt in Ordnung war. An dem ER war, Jesus, der Garant für das andere, das heile Leben. An dem Gott nahe war. Konkret, lebendig. Ohne Illusionen. Auf dem Rückweg.
In diesen Tagen wird hier im Stadtkirchenverband viel über das Sparen diskutiert: Auf dem Rückweg. Nichts bleibt, wie es ist, heißt es. Willkommen in der Realität, stand gestern über einem Zeitungskommentar. Leicht gesagt! Die Kirche und mit ihr der Stadtkirchenverband wagen etwas, wovor wir in unserer Gesellschaft noch immer die Augen verschließen. Offenzulegen, ernst zu machen mit dem, was wir noch können, und mit dem, was wir schon lange nicht mehr können! So diskussionswürdig manches ist: Mit diesem Realitätssinn ist die Kirche ein Vorbild für unsere Gesellschaft!
Sie, die ehemalige Leinhäuser Gemeinde, haben damit schon viel früher angefangen. Sie haben viel früher gemerkt: Es ist nicht mehr so, wie es in den Jahren der Gründung, des Aufbaus war. Als man Ende der 50er Jahre die „Kolonie“ der Eisenbahner umfassend sanierte und neu aufbaute. Und als sie Stück für Stück dies Zentrum aufbauten: Vor jetzt genau 40 Jahren konnte der untere Teil eingeweiht werden – die Glocken waren auch gerade da und konnten dazu läuten. Und ganz plastisch hat man einen halben Schlüssel übergeben. Und dann dauerte es noch einmal vier Jahre, bis die Kirche hier oben eingeweiht werden konnte. Die Decke noch unverkleidet, die Altarwand dunkel, die Fenster aus reinem Fensterglas: Und doch eine große Freude für die Gemeinde.
Und es ging weiter: Die Decke, dann die Fenster von Hubert Distler, die Altarwand mit den Bildern aus Chile: Verbindung mit denen, die unter ganz anders harten Verhältnissen ihr Christsein leben. Schließlich 1998 noch das Kreuz. Und vor allem und in allem: Menschen, die hier ein- und ausgingen, die sich versammelt, Gottesdienst gefeiert, geplant, mitgeholfen haben. Weil sie hier ihre Heimat finden, im Leben und auch im Sterben. Weil sie hier Gemeinschaft finden unter Gottes Wort. Weil hier jeder bei seinem Namen gerufen ist. Keiner zu klein und keiner zu groß. Keiner zu arm und auch keiner zu reich.
Ja, und dann merkten Sie schon in den 90er Jahren: Es geht so nicht mehr weiter. Es ziehen zu viele weg. Es kommen zu wenige nach, und die kommen, gehören oft anderen Konfessionen oder Religionen an, wenn überhaupt. Liebe Pastoren Weisker, Grießhammer und Pastorin Lampe-Densky, liebe Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher: Sie sind dem nicht ausgewichen. Sie haben nicht gesagt: Wird schon werden. Sie haben sich damit auseinandergesetzt. Auf den Weg gemacht. Den Rückweg. Das war mutig. Ohne Illusionen.