Palestrinas Missa Papae Marcelli neu interpretiert
Beinahe wäre Palestrinas Messe ungehört verhallt:
Papst Pius IV war kurz davor, zu verbieten, dass in Kirchen polyphon gesungen wird, da der Text der Messliturgie kaum noch verstanden werden könne. Nun war Palestrinas Komposition nicht irgendeine Messe, sondern ein Meisterwerk, das auch den Papst überzeugte: Die Missa Papae Marcelli durfte erklingen und entwickelte sich zu einer entscheidenden Säule christlicher Kirchenmusik.
Hört und sieht man genauer hin, finden sich an vielen Stellen Verbindungen zu anderen monotheistischen Religionen: So war der im Kyrie Eleison angerufene Kyros jener persische Herrscher, der das jüdische Volk aus dem Exil befreit hat, und im Sanctus wird Gott mit der jüdischen Anrede "Sabaoth" angerufen.
457Jahre später waren die interkulturellen und interreligiösen Einstreuungen in einer christlichen Messe für die Komponisten Maximilian Guth und Ehsan Ebrahimi der Impuls zur MISSA MELASUREJ.
MELASUREJ ist eine Spiegelung von Jerusalem; die lateinischen Buchstaben (analog zur Sprache der römisch-katholischen Kirche) werden von rechts nach links "gespiegelt", was an die Leserichtung im Hebräischen und Arabischen erinnert. Sie verbinden Palestrinas Musik mit der Verarbeitung von Gedichten aus der Tradition der verschiedenen Religionen.
Abdulrahim Aljouja und Justus Czaske haben traditionelle Musik des Sufismus übertragen und neu interpretiert, auf der Zaz wird alevitische Musik von Esin Savas zu hören sein.
Die Parabel über die babylonische Sprachverwirrung ist allen drei Religionen gemein. In der MISSA MELASUREJ wird das Stimmenwirrwarr durch sich überlagerndes Sprechen, Flüstern, Murmeln der Worte "Versöhnung und Frieden" in lateinischer, hebräischer und arabischer Sprache dargestellt. Das ist Vision, Appell und Bitte, religiöse und kulturelle Vielfalt als Bereicherung zu erleben und nicht als Bedrohung.
Das Asambura-Ensemble lebt diese interkulturelle und interreligiöse Verbindung in der gemeinsamen künstlerischen Arbeit professioneller junger Musiker unterschiedlicher kultureller, geographischer und religiöser Heimat. Auch in den Instrumenten zeigt sich kulturelle Vielfalt.
Schülerinnen und Schüler der Sophienschule Hannover wirken in den Konzerten mit, im babylonischen Stimmenwirrwarr und einer Neukomposition nach einer jüdischen Melodie. Diese gemeinsame Arbeit regt an zur Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und setzt Zeichen für interkulturellen Frieden und Dialog.
Diese Veranstaltung wird gefördert von der Region Hannover und dem Kulturbüro der Stadt Hannover.