Orchesterkonzert am 1. September 2024
Am 1. September 2024 um 18:00 Uhr findet unser nächstes Orchesterkonzert in der Herrenhäuser Kirche statt. Unter dem Motto "VIELFALT" stehen auf dem Programm:
Unico Willem Reichsgraf van Wassenaer |
Concerto Armonico V. f-moll |
Jean Sibelius |
Impromptu |
Astor Piazzolla |
Melodia en la menor |
Andreas Schmidt |
Ricercare für Oboe und Streichorchester (Uraufführung) |
Drei Melodien aus der Ukraine: |
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Mykola Dremljuga |
Andantino für Oboe und Streichorchester (Arr. Andreas Schmidt) |
Myroslaw Skorik |
Melodia für Blockflöte und Streichorchester (Arr. Andreas Schmidt) |
Oleksandr Lytvynov |
Lyrische Melodie für Oboe und Streichorchester (Arr. Andreas Schmidt) |
Ennio Morricone |
Gabriels Oboe für Oboe und Streichorchester (Arr. Andreas Schmidt) |
Andreas Schmidt |
Serenade für Streichorchester (Uraufführung) |
Jean-Philippe Rameau |
Danse des Sauvages aus: Les Indes Galantes |
Alexander Shulgin wurde 1980 in der ukrainischen Stadt Charkiw geboren.
Nach dem Besuch des musikalischen Gymnasiums seiner Heimatstadt studierte er an der Musikhochschule Charkiw und anschließend an der staatlichen Akademie für Kultur in Charkiw Oboe, Blockflöte und Dirigieren. Daneben ist er als Komponist tätig.
Alexander Shulgin ist mehrfacher Preisträger internationaler Wettbewerbe und Festivals. 2010 gründete er in Charkiw die Konzert- und Veranstaltungsagentur „Modern Event“. 2022 wurde seine Familie durch den Krieg gezwungen, die Heimat zu verlassen. 2022 war er Mitglied der „Opera mobile Hannover“, seit 2023 ist er Oboist im Ärzteorchester Hannover und gab Meisterklassen für Blockflöte an der Musikschule Hannover. Seit 2023 studiert er in Charkiw (online) Musikwissenschaft im Master. 2023 war er der Mitbegründer von „KUM“, der Gemeinschaft ukrainischer Künstler in Niedersachsen.
Andreas Schmidt, geboren 1958, war von 1974 bis 2008 als Bankkaufmann Filialleiter in verschiedenen großen Bankhäusern. 2008 kündigte er seinen Beruf und studierte ab 2009 Kirchenmusik an der Hochschule für Musik Theater Hannover. Seit 2013 ist er freischaffender Kirchenmusiker. Er leitete die Stadtkantorei Gehrden, den Chor St. Heinrich und den Apostelchor der Apostel- und Markuskirchengemeinde Hannover. Mit den Chören führte er ein breites Repertoire aus a cappella Musik und oratorischen Werken auf.
Daneben ist er als Komponist tätig. Seine Werke werden in mehreren Verlagen veröffentlicht. Mit der hannoverschen Pastorin Dr. Sigrid Lampe-Densky (Texte) hat er mehrere Kantaten und Oratorien geschrieben. Über die gemeinsame Zusammenarbeit ist beim LIT-Verlag ein Buch erschienen. Ein weiteres Buch über Hugo Distler LIT-Verlag veröffentlicht.
Als Konzertorganist gastiert Schmidt deutschlandweit.
Über 10 Jahre arbeitete er als Orchesterdirigent mit Mitgliedern des Niedersächsischen Staatsorchesters und der Radiophilharmonie Hannover zusammen.
Seit Januar 2024 leitet er das Orchester der Herrenhäuser Kirche.
Concerto Nr. 5 in f-moll
Unico Willem Reichsgraf van Wassenaer Obdam (1692 - 1766) war niederländischer Adliger, Diplomat und Komponist des Spätbarocks. Er war Mitglied der Admiralität, einer der Direktoren der Niederländischen Ostindien-Kompanie und Botschafter in Paris und Köln.
Von seinem kompositorischen Schaffen sind die sechs Concerti Armonici für Streichorchester überliefert, von denen das Concerto Nr. 5 in f-moll zu hören ist.
Impromptu
Jean Sibelius (1865 - 1957) ist einer der bedeutendsten finnische Komponisten. Berühmt geworden ist er für seine Sinfonien. Besonders die zweite Sinfonie wurde mit dem Kampf Finnlands um die Unabhängigkeit von Russland verbunden.
1893 entstand das Melodram „Nächte der Eifersucht“ für Sprecher, Sopran und Kammerorchester. Musikalisches Material aus diesem Melodram verarbeitete er in seinen sechs Impromptus für Klavier. Zwei dieser Impromptus wiederum fasste er in seinem Impromptu für Streichorchester zusammen. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, dessen verflossene Geliebte - auf deren neuen Liebhaber der Mann sehr eifersüchtig ist - ihm im Traum erscheint. Kurz bevor er seine Ex-Geliebte ansprechen kann, erwacht er aber aus diesem Traum.
Melodia en la menor
Astor Piazzolla (1921 - 1992) ist der Begründer des Tango Nuevo. Der Argentinier wollte dabei vor allem ein „ernsthafter“ Komponist werden und ging nach Paris, um bei Nadja Boulanger zu studieren. Sie erkannte sein wahres Talent und schickte ihn zurück nach Buenos Aires. Von dort aus startete Piazzolla seine Weltkarriere als Tangokomponist. Über 300 Tangos komponierte er. Diese Tangos sind nicht mehr im traditionellen Sinne tanzbar, sondern vor allem Musik zum Zuhören. So wie die Melodia en la menor (Melodie in a-moll).
Ricercare für Oboe und Streichorchester
Sieben Mal wiederholt das Streichorchester im Ricercare für Oboe und Streichorchester (Uraufführung) von Andreas Schmidt eine Akkordfolge von jeweils sieben Takten. Über diesen Akkorden sucht die Oboe nach immer neuen Melodien.
Ricercare (aus dem italienischen: suchen) war vor allem in der Renaissance- und Barockmusik eine beliebte Kunstform.
Andantino (für Oboe und Streichorchester arrangiert von Andreas Schmidt)
Auf Drängen seines Vaters studierte Mykola Dremljuga (1917 – 1998) zunächst in Kiew Chemieingenieurwesen. Anschließend studierte er Komposition am Kiewer Konservatorium. Schon als Student wurde er 1944 in den Verband der Komponisten der Ukraine aufgenommen. Im Jahr 1949 beendete er sein Promotionsstudium. Seit 1946 war er Dozent an den historisch-theoretischen und kompositorischen Fakultäten des Kiewer Konservatoriums, ab 1965 Dozent, 1978 wurde er Professor.
Melodia
Myroslaw Skorik (1930 - 2020) war ein herausragender ukrainischer Komponist und Musikwissenschaftler, Held der Ukraine, Volkskünstler der Ukraine, verdienter Künstler, Preisträger des Taras-Schewtschenko-Preises und erhielt posthum den Preis "Nationale Legende der Ukraine" (2021). Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Melodia, die weltweit in vielen verschiedenen Besetzungen gespielt wird, hier in einem Arrangement für Blockflöte und Streichorchester von Andreas Schmidt.
Lyrische Melodie
Oleksandr Lytvynov (1927 - 2007) war ein ukrainischer Dirigent, Komponist, Pädagoge, Professor und Volkskünstler der Ukraine. Er arbeitete ab 1955 mit der Charkiwer Philharmonie. Von 1961 bis 1973 war er Konzertmeister und künstlerischer Leiter des Frauen-Estrade-Instrumentalensembles "Charkiwjanky" in Charkiw. Im Jahr 1971 absolvierte er das Charkiwer Institut für Künste (Klasse für Chordirigieren bei Z. Yakovleva). Lytvynov war ein Mentor von Alexander Shulgin, für den er die Lyrische Melodie komponierte (arrangiert für Oboe und Streichorchester von Andreas Schmidt)
Gabriels Oboe (für Oboe und Streichorchester arrangiert von Andreas Schmidt)
Zu über 500 Filmen schrieb Ennio Morricone (1928 - 2020) seine unverwechselbare Musik. Der Film „Mission“ beruht auf wahren Begebenheiten. Er handelt von Vertretern eines Jesuitenordens, die im 18. Jahrhundert südamerikanische Ureinwohner missionieren und ihnen nach politischen Umwälzungen in Europa dabei helfen, sich gegen die vordringenden Portugiesen zu verteidigen. Pater Gabriel kommt in das Gebiet der Guarani, die im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Argentinien leben. Die Guarani sind ihm zunächst feindlich gesinnt und wollen ihn töten. Doch dann spielt Gabriel auf seiner Oboe und mit der magischen Schönheit seines Spiels gewinnt er die Herzen der Menschen.
Wir spielen heute dieses besondere Stück als Zeichen dafür, dass eine Verständigung über alle Grenzen hinaus möglich ist.
Serenade für Streichorchester
Das Wort Serenade (aus dem italienischen von al sereno) kann mit „unter freiem Himmel“ übersetzt werden. In Barock und Klassik wurden gern abendliche Musiken unter freiem Himmel gespielt. Zunächst waren Blasinstrumente die Hauptakteure (die im Freien besonders gut zu hören sind). Doch schon bald zog die Serenade auch in den Konzertsaal ein und Streichinstrumente kamen dazu.
Die Serenade für Streichorchester wurde in dieser Tradition geschrieben. Die kompositorischen Mittel entsprechen einer gemäßigt modernen Musiksprache des 21. Jahrhunderts.
Danse des Sauvages aus der Ballettoper Les Indes Galantes
Rameau war vor allem ein bedeutender Musiktheoretiker. Durch seine Schriften begründete er die moderne Musiktheorie, die bis heute das Fundament unseres Musiksystems ist.
Als Organist wirkte an mehreren Kirchen, bevor er 1733 seine erste Oper komponierte. Rameau erntete höchsten Ruhm und wurde von Ludwig XV. in den Adelsstand erhoben.
Les Indes Galantes (frei übersetzt: das galante Indien) Nach damaligem Sprachgebrauch war mit Indes nicht Indien, sondern das heutige Amerika gemeint. Es werden verschiedene Formen der «galanten» Liebe in exotischen Ländern vorgeführt.
Rameaus Ballettoper führt das Publikum in die Türkei, nach Peru, Persien und zu den Ureinwohnern Nordamerikas. Am Schluss der Oper kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen französisch- spanischen Truppen und nordamerikanischen Ureinwohnern. Dass sie - aus heutiger Sicht despektierlich - „Sauvages“ (die Wilden) genannt werden, mag der Zeit, in der die Oper entstand, geschuldet sein.
Wichtiger erscheint aber, dass diese Oper ein Happy-End findet: nach einem fröhlichen Friedenstanz (Danse des Sauvages) schließt die Oper in großer Fröhlichkeit und Versöhnung.
Eine durchaus nachdenkenswerte Möglichkeit der Konfliktbewältigung …