© Martin Ehlbeck, 2017

Johann Sebastian Bach – Johannespassion

als modernes Musiktheater im Frühjahr 2015


Konzept

In der Herrenhäuser Kirche zu Hannover haben szenische Darstellungen von bekannten Oratorien-Werken Tradition. Einen Schwerpunkt stellen dabei die Präsentationen der großen Vokalwerke von Johann Sebastian Bach als biblische Opern dar. Nach der "Matthäuspassion" im Rahmen der Weltausstellung 2000 in Hannover kam 2012 Bachs populärstes Werk, das "Weihnachtsoratorium" zu seiner szenischen Welturaufführung.

Um den Zyklus der drei großartigsten Schöpfungen Bachs als musiktheatralische Umsetzung in der Herrenhäuser Kirche zu vollenden, wird in der Passionszeit 2015 die "Johannespassion" szenisch vorgestellt.

Eine große Geschichte, eine große Musik sollen in einer ungewöhnlichen und einmaligen Form dargeboten werden. Die ergreifende Erzählung von Jesu Gefangennahme, Verhör, Leiden und Tod nach den Worten des Evangelisten Johannes in der unsterblichen Vertonung Johann Sebastian Bachs wird im März und April 2015 in der Herrenhäuser Kirche fünfmal als multimediales Musiktheater aufgeführt.

Eine szenische Umsetzung bietet naturgemäß die Chance einer Erweiterung, die über das übliche Hörerlebnis hinausgehen kann. Die Charaktere der handelnden Personen, nicht nur die des Jesus, sondern auch der bedeutsamen Figuren des geliebten Petrus, des Verräters Judas und besonders der des verunsicherten Pontius Pilatus gewinnen in der musiktheatralischen Darbietung zusätzliche Dimension. Chor und Statisten akzentuieren durch Gestik und Bewegung dramatische und lyrische Momente des Geschehens.

Zum Aspekt "Bachs Passionsmusiken als sakrales Musiktheater" schreibt der Bonner Bachforscher Emil Platen: "Wenn es einer szenischen Realisierung gelingt, […] neue Impulse zuzuführen und andere Aspekte abzugewinnen, macht sie mehr Sinn, als jede konventionelle Aufführung."

Unter der musikalischen und künstlerischen Gesamtleitung von Martin Ehlbeck, Kirchenkreiskantor der Herrenhäuser Kirche, und unter der Regie des Bonner Regisseurs Christoph G. Amrhein arbeiten bekannte und erfahrene Künstler der Musik- und Theaterszene, die in der hannoverschen Region ansässig sind, mit der Kantorei Herrenhausen zusammen, um eine innovative Interpretation des bedeutenden Oratoriums der Barockzeit zu präsentieren.

Auf der Bühne agieren neben einigen Statisten die folgenden Figuren: Jesus (Bass), Petrus (Tenor), Pilatus (Bass), Engel (Sopran), Maria Magdalena (Alt), Evangelist (Tenor) sowie die Kantorei Herrenhausen. Eine Chorgruppe der Kantorei Herrenhausen singt und spielt auf der Bühne, während eine zweite Chorgruppe von dem Chorgestühl neben der Bühne aus mitwirkt. Vor der Bühne sitzt und musiziert als äußerst kompetenter Partner die Hannoversche Hofkapelle, die auf historischen Instrumenten spielt. Neben zahlreichen technischen Mitarbeitern agieren annähernd 150 Musiker, Sänger und Darsteller.

Für die Aufführungen entwickelt Christoph G. Amrhein eine Inszenierung, die speziell auf den Raum der Herrenhäuser Kirche mit ihrer Jugendstilausmalung abgestimmt ist. Die gesamte Kirche wird mit einbezogen und bildet so die Kulisse. Im Chorraum wird eine Bühne errichtet, die nach Osten hin zum Altarkreuz stark ansteigt. So symbolisiert der Altarraum Golgatha.

Die Regie liefert den besonderen Bezug zum Zuschauer und Zuhörer. Dazu dienen inhaltliche Elemente wie die Schaffung einer Bühnenhandlung, in die die Sätze des Oratoriums eingebettet werden. Dies unterstützen visuelle Elemente wie Bühnenbild, Kostüme und Lichttechnik.

Die Visualisierung des Stückes baut Schranken zwischen der Johannespassion und dem Zuschauer ab. Das Werk ist leichter zu verstehen, der Zuschauer bekommt einen anderen Zugang zum Stück.

Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit Lehrern der Goetheschule Hannover, einem Gymnasium in der Nähe der Herrenhäuser Kirche Gegenstand im Religions- und Musikunterricht im Frühjahr 2015. Die Kernaussagen des Musiktheaters werden im Religionsunterricht behandelt. Bachs barocker Klassiker Johannespassion wird den Schülern unter verschiedenen Blickwinkeln im Musikunterricht vermittelt. Der Regisseur Christoph G. Amrhein und Martin Ehlbeck erläutern den Schülern das Projekt persönlich im Unterricht. Zur Vertiefung besuchen die Schüler eine der Vorstellungen.